Geld und Hirn – was passiert unter der Schädeldecke?


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Dass bei Geld der Verstand aussetzt und es nicht mehr die, für das rationale Denken zuständige Hirnregionen sind, die die Führung übernehmen sondern eher die Systeme, die für Emotionen und Triebbefriedigung zuständig sind, konnte Armin Falk in seinem Neuroeconomics Lab an der Universität Bonn nachweisen. Er kam zu dem Schluss: „dass so etwas Neues wie Geld in einem alten archaischen Bereich und nicht im rationalen Teil des Gehirns eine unmittelbare physiologische Wirkung hat. Offenbar assoziieren wir Geld so sehr mit Bedürfnisbefriedigung, dass beides quasi identisch ist.“

 

Nach den Regeln der klassischen Ökonomie müssten in erster Linie äußere Bedingungen unser Verhalten steuern. Der Bedarf eines bestimmten Gutes, sein Preis, die Qualität, unser Einkommen sollten unsere Entscheidungen lenken. Doch das tun sie nicht. Die Neuroökonomie sieht das Verhalten von ganz anderen Bedingungen beeinfluss.

Unser Gehirn ist ein soziales Organ, kein ökonomisches.

Es hat hauptsächlich die Aufgabe das eigene Überleben und das der zugehörigen Gruppe zu sichern.

Vier Systeme in unserem Gehirn sind von zentraler Bedeutung beim Entscheiden finanzieller Fragen: Das Belohnungssystem, das emotionale System, das Gedächtnissystem und das Entscheidungssystem.

Fotolia_25894132_XS_copyrightSparen – oder „lieber jetzt als später“?

 

Will man wissen, wie sparen im Gehirn aussieht, wird man sich mit den neuronalen Unterschieden bei der Bewertung der eigenen Gegenwart im Vergleich zur Zukunft befassen müssen. Je stärker man zwischen seinem heutigen Selbst und dem zukünftigen unterscheidet und je mehr Bedeutung man zukünftigen Ereignissen beimisst, desto höher steigt auch der Wert zukünftiger Belohnung.

War vor 50 Jahren noch die aktive Phase des Lebens mit Beginn des Ruhestandes beendet. Sehen heutige Arbeitnehmer mit Renteneintritt häufiger den Beginn ihres „wirklichen Lebens“. Mit Verflüchtigung des Optimismus „Die Renten sind sicher“ ist es kaum verwunderlich, dass die Zeitpräferenz der heutigen Generation lautet „Lieber jetzt als später“

Diese Zeitpräferenz wird beeinfluss durch:

  • Emotionen, die sich auf gegenwärtige oder vergangene Ereignisse beziehen
  • Stress und Zeitdruck im Alltag
  • Subjektive Bedeutung der Entscheidung – wobei große in der Regel unter- und kleine Entscheidungen übergewichtet werden
  • Zukunftserwartungen nach dem Motto „Wenn die Kinder aus dem Haus sind…..“
  • In der Vergangenheit gemachte Erfahrungen

 

Dabei spielen die Medien auch eine große Rolle – „bad news are good news“ – so bestimmen negative Ereignisse die emotionale Bewertung unserer Gegenwart heute stärker als früher. Wenn dann auch noch reale Krisen dazu kommen, die alle betreffen werden, kann ein von Angst geprägtes Verhalten ganze Volkswirtschaften verändern.

Wer die Zukunft eher bedrohlich findet, wird mehr gegenwartsbezogen handeln als zukunftsorientiert.

Lieber König im Dorf, als zweiter im Land

 

Studien haben gezeigt, dass die meisten Mensche lieber in einer Welt leben würden, in der sie selbst 100.000 EUR besäßen, wenn alle anderen nur 50.000 hätten, als in einer Welt in der sie selbst 200.000 EUR hätten, alle anderen aber 300.000. Hier zeigt sich, dass nicht der absolute Wert eines Vermögens die zentrale Rolle spielt, sondern der relative.

Unser Belohnungssystem kann mit Geld nicht umgehen

In unserem Gehirn gibt es Lustzentren, deren tatsächliche Bedeutung erst durch die bildgebenden Verfahren der Hirnforschung erkannt wurde. Wenn es aktiv ist, fühlen wir uns wohl und zufrieden. Einen Zustand den wir uns gerne dauerhaft wünschen, der jedoch ohne besonders Zutun nicht zu erreichen ist. Genau darin liegt der Sinn des Belohnungssystems, es spornt zu Leistungen an. In Bezug auf Geld unterliegt es jedoch einer Illusion, denn es schätzt den nominalen Wert höher ein als den realen.

 

Ein Wissen das sich das Neuromarketing der Finanzdienstleister zu Nutze macht. Als Mitentscheider im Gehirn fällt das Belohnungssystem immer wieder auf Botschaften herein, die Rabatte, Sonderangebote oder Schnäppchen signalisieren.

Das Gedächtnis – unsere Verhältnis zum Geld wird in der Kindheit geprägt

Wer nur gelernt hat zu sparen, wird sich kaum als Investor betätigen. War die Kindheit durch Geldknappheit geprägt, wird man auch später selten ein Füllebewusstsein entwickeln. Und wer gelernt hat, dass ihm nichts zusteht, hat ebenfalls auch nicht gelernt etwas zu fordern.

Auf diese Weise wird Geldverhalten meist über Generationen vererbt und in der sozialen Situation des Menschen verfestigt.

 

Wenn Emotionen einen Streich spielen

 

Zu den am besten erforschten Emotionen gehören Angst und Furcht. Sie dienen dazu die Reaktionsgeschwindigkeit zu verbessern, Flucht auszulösen und die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Allerdings vermindert sie die Leistungsfähigkeit des Gehirns, weil man sich nur noch auf die angstbesetzte Situation konzentriert. Sie kann dazu führen, dass man nicht mehr in der Lage ist, Probleme rational anzugehen.

In Bezug auf Geld spielen vor allem Verlust- und Existenzangst eine große Rolle.

 

Möglichkeiten für die Zukunft

 

  1. Aktivieren Sie Ihr Belohnungssystem durch positives Denken und verbessern Sie damit die Fähigkeit frei, flexibel und komplexer zu denken um damit Zusammenhänge und Möglichkeiten zu erkennen, die sonst gerne übersehen werden.
  2. Lernen im Zusammenhang mit Finanzen setzt Erfolgserlebnisse voraus. Denn nur so wird das Belohnungssystem aktiviert und die Bereitschaft zu neuem Lernen ermöglicht.
  3. Akzeptieren Sie Ideen aus Ihrem Unbewussten und bauen Sie diese aus.
  4. Schaffen Sie Klarheit über Ihre Gefühle, in welchen Situationen sie auftauchen und welche Ergebnisse Sie damit erzielten. Diese Klarheit hilft bei Entscheidungen in ähnlichen Situationen.

 

 

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